Hilfsprojekte aus den Gaben der Tradition

Das Palliativnetzwerk Vorpommern GmbH überbrachte der „Vorpommern“ vom Sozialwerk Vorpommern e.V. eine großzügige Spende. Das Traditionsschiff befindet sich finanziell in rauer See und bei Schlagseite in Schieflage.

Traditionssegelschiffe die für Ausfahrten aller Art uneingeschränkt seetüchtig

Die „Vorpommern“ und die „Annemarie“, beides Traditionssegelschiffe im Greifswalder Museumshafen (der Größte seiner Art in Deutschland), sind die beiden letzten Schiffe, die für Ausfahrten aller Art uneingeschränkt seetüchtig sind. Der Museumshafen hat noch viele weitere (betagte) Schiffe, die vor Anker liegen und als Vorzeigeobjekte oder Schulungsschiffe die Tradition der Segelschifffahrt weiterführen. Dazu gibt es den Trägerverein „Sozialwerk Vorpommern e.V.“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die erhaltenswerten Segler zu warten und die jahrhundertelange Tradition der Segelschifffahrt zu bewahren.

Die „Vorpommern“ schipperte 2022 über 852 Seemeilen über Boddengewässer und Ostssee (Foto: hjs)
Die „Vorpommern“ schipperte 2022 über 852 Seemeilen über Boddengewässer und Ostssee (Foto: hjs)

Prof. Dr. Jens Thonack und die Vereinscrew trafen sich

Traditionspflege ist bekanntermaßen wichtig und notwendig, aber auch teuer. Das wissen alle Vereine und Initiativen, die sich mit dieser Materie befassen. Doch kürzlich erschien der „Vorpommern“ ein diesbezüglicher Lichtblick am Horizont – in Person von Prof. Dr. Jens Thonack vom Palliativnetzwerk Vorpommern GmbH (eine Tochter der Universitätsmedizin Greifswald). So fanden sich an Bord Kapitän Lothar Knöpke, der 83-jährige Senior der Schiffscrew; sein „Nachwuchskapitän“ Thomas Herold; Ralf Michaelis, der 2. Vorsitzende des Vereins sowie der Steuerberater und Schatzmeister des Vereins, Jürgen Seemann, zusammen. Es gab unter Deck in der Kombüse Schnittchen und starken Seemannskaffee. Was war passiert?

Da lässt sich gut lachen: (v.l.n.r) Steuerberater und Schatzmeister Jürgen Seemann, „Nachwuchskapitän“ Thomas Herold, Prof. Jens Thonack vom Palliativnetzwerk, Senior-Käpt’n Lothar Knöpke und Ralf Michaelis, 2. Vorsitzender Sozialwerk Vorpommern (Foto: hjs)
Da lässt sich gut lachen: (v.l.n.r) Steuerberater und Schatzmeister Jürgen Seemann, „Nachwuchskapitän“ Thomas Herold, Prof. Jens Thonack vom Palliativnetzwerk, Senior-Käpt’n Lothar Knöpke und Ralf Michaelis, 2. Vorsitzender Sozialwerk Vorpommern (Foto: hjs)

Scheck über 3.500 Euro – eine Spende des Palliativnetzwerkes

Prof. Thonack brachte einen Scheck über 3.500 Euro mit, eine Spende des Palliativnetzwerkes an das Sozialwerk Vorpommern. Der Grund: „Wir wollten der Gesellschaft allgemein etwas Gutes tun und im Speziellen dem Sozialwerk Vorpommern mit seiner großartigen Crew. Sie haben uns mehrmals direkt unterstützt, wenn es darum ging, kostenfrei Krebspatienten mit einer Ausfahrt per Schiff einen letzten Wunsch zu erfüllen. Das ist aller Ehren wert und moralisch nicht hoch genug zu bewerten“, so der Professor.

Große Freude über den großen Scheck: 3.500 € von der Palliativnetzwerk Vorpommern GmbH an die Crew der "Vorpommern" (Foto: hjs)
Große Freude über den großen Scheck: 3.500 € von der Palliativnetzwerk Vorpommern GmbH an die Crew der „Vorpommern“ (Foto: hjs)

EU-Verordnung verlangt Umbau des Traditionsseglers

In der Tat sind diese guten Werke nicht die einzigen, die sich das Sozialwerk auf ihre Fahnen schreiben kann. Und dass bei ständig klammen Kassen und immer neuen Auflagen von EU-Bestimmungen, die es einzuhalten gilt. Da kann einem schon die Lust vergehen, jede Saison von April bis Oktober den Kahn flott zu halten, damit touristische Ausfahrten und Buchungen für Gästefeierlichkeiten etwas Geld in die Kasse spülen. Letzter Coup der EU war eine massive Verschärfung der Traditionsschiffsverordnung von 1996, nun mit neuen Umbauregeln, die 2018 in Kraft traten. „Eine blödsinnige Überregulierung“, stellte Schatzmeister Seemann ernüchtert fest. Nun musste und muss erneut eine riesige Geldsumme in die Hand genommen werden, um das Schiff in einer der drei infragekommenden Werften in Greifswald, Wolgast oder Freest erneut nach neuestem EU-Standard umzubauen. Über 50.000 Euro Fördermittel wurden dafür beantragt, wann sie kommen, ist noch ungewiss. Gewiss ist indes, dass der Umbau im März 2023 fertig sein muss, sonst … Daran mögen die Crew und die 33 aktiven Vereinsmitglieder (insgesamt hat der Verein 77 zahlende Mitglieder) gar nicht denken …

Traditionssegler mit Geschichte

Die „Vorpommern“ ist das Flaggschiff des Sozialwerks Vorpommern. Sie wurde 1950 in Stralsund zunächst als Fischkutter erbaut und von 1992 bis 1996 dann zum Segelschiff umgerüstet. Sie ist 5.65 Meter breit und hat 2,5 Meter Tiefgang. Voll aufgetakelt zeigt sie eine Segelfläche von 150 Quadratmetern, das Großsegel misst 48 Quadratmeter. Der Segler wurde zu einem Kinder- und Jugendsegler umgebaut und wird nun für touristische Zwecke und als Segelschulschiff für Ausbildungsfahrten genutzt. Das Schwesternschiff, die „Woge“, liegt übrigens im Wiecker Hafen vor Anker. Die Bordmaschine der „Vorpommern“ bringt, wenn nötig, bei 135 PS 8.7 Knoten aufs Wasser. Für Gäste, Mitsegler usw. stehen unter Deck 10 Kojen mit Kombüse zur Verfügung. Zur Stammbesatzung gehören drei Mann Vollprofis und eine Handvoll Ehrenamtliche, wenn es auf große Fahrt geht.

„Leinen los, volle Kraft voraus…“

So, Kinnings, noch Fragen …? Nee? Na dann: Leinen los, volle Kraft voraus und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel …! Käpt’n Lothar kann übrigens tolle Seemannsgeschichten erzählen, man sollte ihm während der Fahrt unbedingt zuhören …

Die beiden Schiffskapitäne mit dem Logbuch in der Hand (Foto: hjs)
Die beiden Schiffskapitäne mit dem Logbuch in der Hand (Foto: hjs)

Kontakt: Traditionsschiff „Vorpommern“ des Sozialwerkes Vorpommern e.V. | Museumshafen Am Fangenturm | 17489 Greifswald | Tel. 03834 / 50 43 75 oder 0171 / 74 07 028 | mehr Informationen unter: https://www.segeln-vorpommern.de/

mehr Informationen zur Palliativnetzwerk Vorpommern GmbH unter: https://www.medizin.uni-greifswald.de/palliativnetzwerk/de/home/

(Text | Foto: hjs)

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